Wir leben nicht nur in einer, sondern sind auch Teil unserer heutigen Wegwerfgesellschaft. Die Vorweihnachtszeit, Black Friday, Cyber Monday, Singles Day und die zahlreichen anderen Aktionen von Herstellern und Händler verführen uns regelmäßig in einen Konsumrausch. 2018 belief sich das deutschlandweite Abfallaufkommen auf 417,2 Millionen Tonnen. Das sind 1,2% mehr als im Vorjahr und stellt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006 einen neuen Höchstwert dar. 5,7 Millionen Tonnen entfallen dabei auf Verpackungsmaterial (Plastik, Glas und Papier) bei privaten Haushalten. Das sind 68 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf im Jahr 2018. Es wird ständig Neues gekauft und Altes weggeschmissen. Dabei müsste Altes oftmals eigentlich gar nicht in den Müll, denn nur weil einem etwas nicht mehr gefällt oder nicht mehr richtig funktioniert heißt das nicht, dass andere Menschen nicht noch etwas damit anfangen können. Beispielsweise sollten aus der Mode gekommene Kleidungsstücke, Geräte die repariert werden können oder Möbelstücke mit leichten Macken nicht in den Müll. Gleichzeitig sollten wir uns auch fragen, ob das was wir wollen oder brauchen immer neu sein muss.
Reduse: Jedes neue Produkt besteht meist aus einer Vielzahl an Materialien, die unter Einsatz von Energie produziert und unter Verwendung weiterer Rohstoffe dorthin transportiert werden müssen, wo sie letztendlich zum Kauf angeboten und von uns gekauft werden. Der erste Schritt weg von unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft ist der Verzicht. Wir brauchen immerhin nicht jedes Jahr die neuesten Kleidungsstücke und die neuesten Smartphones.
Recycle: Wir trennen unseren Müll in Rest-, Bio-, Plastik- und Papiermüll und werfen unser Glas nach Farbe sortiert in Sammelcontainer. Was Recycling angeht, sind wir in Deutschland im Vergleich zu den meisten Ländern der Welt bereits gut dabei. Unser Anspruch sollte aber höher sein. Auch viele Hersteller haben das verstanden und unterstützen uns dabei, z.B. Papierbeschriftungen auf Plastikverpackungen leichter zu lösen und somit den Müll besser zu trennen.
Reuse: In den vergangenen Jahrzehnten sind unzählige Konzepte entstanden, wie wir vorhandene Waren wiederverwenden können. Öffentliche Telefonzellen, Boxen und Schränke in denen jeder Bücher ablegen und mitnehmen kann, Secondhand Läden die sich auf Kleidung fokussieren oder klassische Trödelmärkte. Seit diesem Jahr (2020) gibt es in Berlin auch ein eigenes Gebrauchtwarenkaufhaus – Die NochMall
Die NochMall ist aus einem Projekt der Berliner Stadtreinigung (BSR) entstanden und bietet auf über mehr als 2.500 qm gespendete Secondhand-Ware aus den Bereichen Möbel, Elektrogeräte (aktuell noch keine Weiße Ware), Kleidung, Sport, Kinder, Bücher & Medien, Bilder & Spiegel, Deko & Haushalt an. Unternehmen haben die Möglichkeit ihre nachhaltigen Waren in Pop-up-Stores zu präsentieren. Gleichzeitig werden Events wie Upcyclingworkshops, Auktionen und Repaircafes angeboten. Ziel ist es den Waren ein zweites Leben zugeben und einen wesentlichen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung zu leisten. Somit kann der Lebenszyklus von Produkten verlängert und bis zu 4.000 Mg CO2 pro Jahr vermieden werden. Gleichzeitig können neue Arbeitsplätze und ein breites Warenangebot für Menschen mit geringerem Einkommen geschaffen werden.
Wo ist die NochMall?
Die NochMall befindet sich in der Auguste-Viktoria-Allee 99 in 13403 Berlin-Reinickendorf. Das Kaufhaus ist Montag bis Samstag zwischen 10-18 Uhr geöffnet und heißt jeden der 3,7 Millionen potenziellen Kunden willkommen. Zu erreichen ist die Mall ganz bequem mit der M21 und 122, mit der U6 und natürlich mit dem Fahrrad.
Unsere Eindrücke von der NochMall
Um ehrlich zu sein, wussten wir nicht genau was uns in der NochMall erwartet. Wir alle waren schon oft auf Flohmärkten oder in Secondhand Läden. Was alle meist gemeinsam haben ist Ordnung, nicht. Wie viele Stunden wir bereits verbracht haben in Kartons oder Boxen zu stöbern oder uns durch volle und dicht aneinander gestellten Kleiderstangen gekämpft haben. Aus diesem Grund haben wir vorab sehr viel Zeit eingeplant. Doch bereits als wir durch den großen Eingangsbereich in das Kaufhaus traten, waren wir überrascht. Die NochMall ist super sortiert, ordentlich und ansprechend gestaltet. Die Mitarbeiter geben sich größte Mühe die Produkte zu präsentieren.
Wir nutzten unsere Zeit und schlenderten in aller Ruhe durch die zwei Etagen. Ein Café in der oberen Etage lädt zu kleinen Snacks und Getränken ein und bietet die optimale Möglichkeit für eine kleine Pause. Durch die große Fülle an Waren und die angenehme Art und Weise der Präsentation kann wirklich jeder etwas in der NochMall finden. Die Preise entsprechen der Qualität und des Zustands der Produkte und sind und unseren Augen fair gestaltet.
Unser persönliches Highlight waren die zahlreichen Spiele, die uns an unsere Kindheit erinnert haben. Jeder aus der WG hat an der ein oder anderen Stelle in der Mall eine lustige Geschichte teilen können. Nach einem kurzen Gespräch mit einer netten Kundenberaterin, wurde uns die teilweise sehr schnelle Durchlaufzeit in dem Kaufhaus bewusst. Meist täglich kommen neue Produkte auf die Verkaufsfläche, wenn man bspw. nach etwas ganz bestimmten Ausschau hält, hat man gute Chancen es noch zu finden. Auf der anderen Seite zeigt die NochMall, was alles von Menschen weggeschmissen wird und das ist teilweise wirklich erschreckend.
Wir sind begeistert, wie die BSR das Thema Reuse annimmt und umsetzt. Das Konzept ist super und unterstützenswert. Sollten wir in der WG noch brauchbare Dinge ausmustern, werden wir diese der NochMall übergeben. Insgesamt war das sicherlich nicht unser letzter Besuch und wir freuen uns schon auf das nächste mal.
Wir leben im Überfluss. Wir können uns alles kaufen und wenn uns etwas nicht mehr gefällt, schmeißen wir es weg und kaufen uns etwas neuen. Die Ressourcen auf unserem Planeten sind allerdings endlich. Wir sollten uns mehr Gedanken machen wie wir besser mit den vorhandenen Rohstoffen und unserer Umwelt umgehen können. Projekte wie die Berliner Nochmall zeigen wie das geht. Jetzt liegt es an uns, ob wir diese Angebote nutzen und nachhaltiger Wirtschaften.
Wenn du das nächste Mal etwas wegschmeißen willst, weil du es nicht mehr brauchst, es dir nicht mehr gefällt oder nicht mehr richtig funktioniert, versuche vorher es Menschen zu geben, die noch etwas damit anfangen können. Sei es, dass du es einfach als “zu verschenken” bei ebay Kleinanzeigen einstellst oder bei der Annahmestelle sozialer Kaufhäuser (wie z.B. der NochMall) etc. abgibst. Das kostet dich meist nur wenige Minuten, aber du leistest einen Beitrag gegen unsere heutige Wegwerfgesellschaft!
Heute schon mal bei ebay Kleinanzeigen reingeschaut? Vielleicht. findest du da ja schonmal ein passendes Geschenk für Weihnachten ✨😊
Jan & Thanh