Mit Mehrweg in die Zukunft

2,8 Milliarden Einwegbecher (34 pro Kopf) werden in Deutschland jährlich verbraucht. Zu diesem Ergebniss kam eine Studie des Umweltbundesamt von 2019. 1,66 Milliarden Einwegbecher (ca. 60%) bestehen aus kunststoffbeschichteten Pappbechern, während die anderen ca. 40% (1,14 Milliarden) vollständig aus Plastik bestehen. Zusätzlich entsteht noch weiterer Plastikmüll durch 1,3 Milliarden verwendete Plastikdeckel. Einwegbecher bedeutet somit viel Müll. So viel, dass allein die kunststoffbeschichteten Becher ca. 8 Millionen städtische Mülltonnen befüllen. Genau so schnell wie Einwegbecher im gekauft werden, genau so schnell werden sie teilweise achtlos in Parks & Grünanlagen weggeschmissen. Mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von ca. 15 Minuten steht diese in keinem Verhältnis zu der Zersetzungsdauer von 50 Jahren (bei einem Styroporbecher). Auch die Herstellung der Einwegbecher ist alles andere als umweltfreundlich und verursacht 32.000 Tonnen CO2-Emissionen, wobei zusätzlich 16.500 Tonnen CO2-Emissionen für die Plastikdeckel anfallen.

Durch die kürze von recycelten Papierfasern und der hohen Belastung an mineralölhaltigen Substanzen und Druckchemikalien werden Einweg-Pappbecher meist aus Neumaterialen hergestellt. Dazu müssen zahlreiche Bäume gefällt und viele Liter Wasser verbraucht werden. Für die Produktion eines Kilogramms Papier werden ca. 50 Liter Wasser benötigt. Bei 2,8 Milliarden Einwegbechern ergibt sich ein Wasserbedarf von ca. 2,3 Milliarden Liter Wasser. Das wiederum könnte den Tagesverbrauch von 18 Millionen Menschen bzw. den Jahresverbrauch von mehr als 50.000 Bürgern darstellen. Für die Kunststoffbeschichtung, Platikdeckel und Plastikeinwegbecher werden auch noch 23.000 Tonnen Rohöl verwendet. (Mehrweg-mach-mit!)

Eine weitere Studie des Umweltbundesamt bestätigt die Verwendung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) in kunststoffbeschichteten Pappbechern. Diese Chemikalien können sich beim Verzehr von Getränken vom Becher lösen und im Organismus anreichern. PFAS können die Anfälligkeit für Infekte steigern und zu geringerem Geburtsgewicht bei Neugeborenen führen.
Das Umweltbundesamt sowie zahlreiche weitere Organisationen und Politiker fordern das Verbot von PFAS in Verpackungen mit Lebensmittelkontakt sowie die Nutzung von klimafreundlicheren Mehrwegbechern.

Wo bleibt das flächendeckende System für Mehrwegpfandbecher?

Durch die aktuellen Lockdowns und die damit verbundenen Auflagen boomt die Verwendung von Einwegverpackungen, evtl sogar so stark wie nie zuvor. Mehrwegbecher werden immer beliebter und eine wachsende Zahl an Kunden bringen eigene Becher mit, wenn sie einen Kaffee unterwegs holen möchten. Auch wenn eine Studie der Hochschule Rhein-Waal darlegt, dass Mehrwegbecher kaum ein Hygiene-Risiko darstellen, gilt dennoch in der aktuellen Corona-Zeit höchste vorsicht. Es gibt aber mittlerweile eine Vielzahl an regionalen Initiativen und Unternehmen, die sich dem Thema Einwegbecher reduzieren mit einem Pfandsystem widmen. Eine Lösung heißt RECUP.

Was ist RECUP?

RECUP ist ein “Haufen aus Weltverbecherern und Rebowlutionären”, die der festen Überzeugung sind, dass Take-away nachhaltig, ohne Müll und Ressourcenverschwendung geht. Dazu bietet das Unternehmen die Teilhabe an einem deutschlandweiten Pfandsystem für To-go Becher und Bowls. Das Unternehmen wirbt damit, dass durch einen RECUP 1.000 Einwegbecher und durch eine REBOWL 200 Speise-Verpackungen eingespart werden können. RECUP hat das Ziel mit dem eigenen Pfandsystem Einwegverpackungen von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Wie funktioniert RECUP?

In teilnehmenden Restaurant & Cafés können Kunden auf Wunsch Ihr Getränk bzw. Speise in einem RECUP-Becher bzw. Bowl erhalten. Teilweise erhalten Kunden sogar einen Rabatt, wenn sie diese Möglichkeit wählen. Bei einem Becher wird ein Pfand in Höhe von 1€ und bei einer Bowl von 5€ fällig. Nachdem der Becher bzw. die Bowl geleert wurde, kann der Kunde seinen Becher bei jedem teilnehmenden RECUP-Partner zurückgeben und erhält im gegenzug das vorher hinterlegte Pfand zurück. Durch die eigene RECUP-App (verfügbar für Android & iOS) erfährst du, wo der nächste teilnehmende Partner ist und du den Becher bzw. Bowl gleich wieder zurück geben kannst. Aktuell werden in der App über 5.000 Orte angezeigt, wobei der Fokus besonders auf größeren Städten liegt.

Vorteile durch Mehrwegbecher

Durch die Verwendung von mehrwegbechern könnten laut RECUP 11.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Durch den Verzicht auf Pappbecher müssten 43.000 Bäume weniger im Jahr gefällt werden. Es würden jährlich 40.000 Tonnen weniger Müll anfallen und 22.000 Tonnen weniger Rohöl verwendet werden. Auch die 320 Millionen kWh Strom und 1,3 Milliarden Liter Wasser für die Einwegbecher-Produktion könnten eingespart werden.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Ein neuer GEsetzesentwurf sieht vor, dass alle Restaurants & Cafés bis 2023 Mehrwegbehältnisse anbieten müssen. Würdest du diese dann nutzen? Und wie sieht dein aktueller Vorrat an Mehrwegbechern aus? Lass es uns in einem Kommentar wissen!

 

Salud,

Jan & Thanh

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