Selbstbestimmt Zuhause leben
Bisher haben wir auf unserem Blog regelmäßig darüber berichtet, wie sich unser Alltag durch die Nutzung smarter Technologien verändert hat, doch wie sieht es eigentlich mit dem Thema Smart Living bei der älteren Generation aus? Gerade für Senioren bieten die smarten Lösungen für die eigenen vier Wände ein deutliches Potenzial an erhöhter Lebensqualität, durch mehr Selbstbestimmung und einen erhöhten Sicherheitsfaktor. Der Einsatz von Assistenzsystemen im eigenen Zuhause kann für die älteren Bevölkerungsgruppen sogar entscheidend zum Verbleib in diesem beitragen. Die Erleichterung alltäglich anfallender Aufgaben durch entsprechende Technologien im eigenen Zuhause, kann die Lebensqualität für Senioren deutlich anheben. Die Abhängigkeit der älteren Menschen von der klassischen Altenpflege und von Seniorenheimen könnte durch die technologischen Entwicklungen zunehmend verringert oder zumindest auf einen späteren Zeitpunkt hinaus gezögert werden.
Smart-Home-Lösungen bieten uns bereits heute einen nicht unwesentlichen Komfort Faktor in unseren vier Wänden, insbesondere jedoch für die Generation 60+ können die smarten Anwendungen zu einer erheblichen Verbesserung des Lebensstandards beitragen. Das sogenannte Ambient Assisted Living (AAL) kann dabei helfen, selbst bis ins hohe Alter ein notwendiges Maß an Selbstbestimmtheit zu wahren. ALL umfasst grundsätzlich Technologien, die Senioren Belastungen abnehmen und Sicherheit schaffen. So bekommen Senioren eine Möglichkeit geboten, weiterhin im eigenen Zuhause und in ihrer vertrauten Umgebung, an Stelle eines Altersheims zu leben. Das eigene Heim zu verlassen und in ein Altersheim zu gehen fällt den meisten älteren Menschen sehr schwer. Neben dem Aspekt der sozialen Kontakte und der Sicherheit spricht auch die Rundum-Betreuung für ein Leben im Altersheim. Doch dieser Schritt kann durch smarte Technologien verhindert oder verzögert werden und auch Familienmitglieder und Pflegekräfte können, durch die gewonnene Selbstständigkeit der Senioren in den eigenen vier Wänden, entlastet werden.
Viele Smart Home Technologien, die für jüngere Generationen nur Komfort darstellen, sind für Senioren entscheidend für die Wohnsituation. Das läuten der Türklingel bedeutet für viele Senioren nichts anderes als Stress. Sie machen sich Gedanken zu spät an der Tür zu sein, sodass der Paketbote bereits weitergezogen ist und beeilen sich dadurch extra. Dabei laufen sie allerdings wieder Gefahr zu stürzen. Die Kombination aus smarter Türklingel und smartem Türschloss entschärft die gesamte Situation. Über die Kamera der smarten Klingel können sie direkt sehen wer vor der Tür steht und auch direkt Kontakt aufnehmen und bspw. darauf hinweisen, dass es noch einen Moment dauert. Handelt es sich bspw. um Familienmitglieder oder Freunde kann die Seniorin oder der Senior ganz ohne sich bewegen zu müssen, durch das smarte Türschloss, die Tür öffnen. Auch Sprachassistenten bieten nicht nur die Möglichkeit, bspw. per Sprachbefehl, den smarten TV, die Heizung und die smarten Glühbirnen bequem vom Bett aus zu steuern, sondern auch im Fall eines Sturzes einen Anruf zu tätigen. Auch Staub- und Wischroboter tragen zur Selbständigkeit von Senioren bei und reduzieren die Abhängigkeit von Anderer.
Neben dieser allgemeinen Smart Home Technik gibt es auch spezifische Geräte, die primär für Senioren gedacht sind. Ein Beispiel sind die Sensorenmatten von SensFloor. Überall in der Wohnung oder im gewöhnlichen Aufenthaltsbereich von Senioren können dünne Sensorenmatten unter dem Boden (egal ob Teppich, Laminat oder Parkett) angebracht werden. Die Sensoren registrieren somit jede Bewegung und benachrichtigen Familienmitglieder oder Pflegekräfte im Fall von Stürzen oder sonstigen Unregelmäßigkeiten. Eine kostengünstigere Alternative sind Notfallarmbänder, welche im Fall von Stürzen ebenfalls Hilfe bieten. Auch SensoWash trägt mit seinen smarten Dusch-WCs zum Erhalt der Würde von Senioren bei. Smarte Sensoren bei der Herdplatte schalten diese automatisch ab, wenn längere Zeit keine Bewegung im Umkreis des Herds registriert wurde.
Ein weiterer Bereich sind smarte Technologien für die medizinische Versorgung. Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten permanent den Gesundheitszustand, wie Kreislauf und Blutdruck, abzurufen. Diese Daten können jederzeit von Familienmitgliedern und Pflegekräfte abgerufen oder direkt an den Arzt übermittelt werden.
In der Summe bieten die smarten Technologien den Senioren viel Lebensqualität und Selbständigkeit, wodurch sie viel länger in dem eigenen Zuhause bleiben können. Bündelt man all diese Geräte und Sensoren in ein intelligentes System und integriert dazu noch Kontaktpersonen, erhalten nicht nur die Senioren mehr Unabhängigkeit, sondern auch die Familienmitglieder ein Gefühl der Sicherheit. Somit kann bspw. immer überprüft werden, wann die Seniorin/der Senior die Wohnung verlassen hat und wiederkam oder ob Nachts alle Türen abgeschlossen sind. Durch den zusätzlichen Einsatz von Algorithmen informieren diese Familienmitglieder und Pflegekräfte selbst, sobald sie ein unübliches Verhalten feststellen (z.B. längere Zeit nicht das Bett verlassen). Die smarten Technologien ermöglichen es auch, individuelle Einschränkungen von Senioren zu berücksichtigen. Senioren mit schlechtem Gehör können beispielsweise visuell durch smarte Glühbirnen auf das Haustürklingeln aufmerksam gemacht werden.
Die Herausforderungen für Senioren
Smarte Technologien bieten Senioren viele Vorteile, allerdings scheitert die Verwendung oftmals an der fehlenden Finanzierung. Senioren und Familienangehörigen sehen sich dazu oft hohen Ausgaben gegenüber gestellt. Bei den Pflegekassen gibt es jedoch finanzielle Unterstützung für Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen. Pro Maßnahme kann dabei ein Zuschuss von bis zu 4000€ ausgeschüttet werden. Die Inanspruchnahme dieser Finanzierung und die Höhe des Betrags sind dabei allerdings vom jeweiligen Pflegegrad abhängig.
Damit die smarten Lösungen für das zu Hause auch tatsächlich zur Anwendung kommen, reicht die bloße Anschaffung dieser leider nicht aus. Vielmehr erfordert deren Nutzung auch ein gewisses Maß an Kompetenz im Umgang mit digitalen Technologien. Der Umgang mit Technik schwankt unter den Senioren allerdings sehr stark. Während einige Senioren im Umgang mit der neusten Technik fit sind, nehmen andere eine regelrechte Abwehrhaltung gegenüber diesen ein. Dies liegt meist an der aufwändigen Installation und komplizierten Nutzung und daran, dass zahlreiche Senioren die Auseinandersetzung mit Neuem und Unbekannten scheuen. Neben der Anschaffung smarter Technologien müssen Senioren auch bei der Installation unterstützt und das notwendige technische Verständnis vermittelt werden.
Also…
Hersteller sollten zukünftig bei der Entwicklung von Smart Home Geräten auch Senioren als Zielgruppe einbinden und deren Vorstellungen und Wünsche berücksichtigen. Senioren sind nicht an der innovativen Technologie, sondern an dem daraus resultierenden Nutzen interessiert. Der konkrete Nutzen, der sich aus der Smart Home Technologie im Alltag ergibt, muss also für die Verbraucher greifbar gemacht und über eine persönliche Ebene kommuniziert werden, sodass die Vermittlung der notwendigen Kompetenzen leichter fällt. Besonders die Möglichkeit die Technologien per Sprachbefehl zu steuern, macht die Bedienung leichter und intuitiver. Gleichzeit wird auch das Thema Datensicherheit für Senioren immer relevanter. Es besteht die Sorge, dass die smarten Technologien Daten sammeln, welche durch Dritte abgefangen und missbraucht werden könnten, beispielsweise um auszuwerten, wann eine Person sich zu Hause aufhält. Die smarten Anwendungen müssen daher ein glaubwürdiges Gefühl der Sicherheit vermitteln können, damit sie von der älteren Bevölkerungsgruppe überhaupt als praktikablen Lösungsansatz in Betracht gezogen werden. Gleichzeitig sollten sich auch die jüngeren Generationen darum bemühen, Senioren oder Technikaversen Personen bei der Auseinandersetzung mit Technologien und deren Nutzung zu unterstützen.
Wohnen deine Eltern oder Großeltern bereits in einem Smart Home?
Bleibt immer offen für Neues!
Jan & Thanh
Ich finde dieses Thema sehr interessant. Vor einiger Zeit habe ich mich schon mit der Thematik beschäftigt, als ich zufällig eine Folge „Einfach genial“ (https://youtu.be/a89U4Aqokgk) gesehen habe. Meine Eltern steuern beide zielsicher auf die Rente zu und zeigen auch schon jetzt erste Anzeichen, dass die Gesundheit leider nachlässt. Es kommt der Tag, da werden sie wohl auf die Hilfe meiner Geschwister und mich angewiesen sein.
Euer Artikel kommt mir hier ehrlich gesagt ein bisschen zu kurz. Klar, ihr könnt auch nicht alles aufzählen, was es gibt, aber wie wäre es, wenn ihr daraus eine kleine Artikelreihe macht und euch dabei jeweils einen Teilbereich vornehmt, z.B. Mobiliar, Sicherheit oder Komfort? Darin könntet ihr etwas genauer Aufzeigen wie man im Alter länger selbstbestimmt und komfortabler leben kann.
Ich habe mir in der Notiz-App meines Vertrauens schon vieles notiert, was ich mal machen kann, um dann meinen Eltern im hohen Alter den Alltag weiter zu erleichtern. Bei Interesse können wir uns darüber mal austauschen.